Dark Millenium - Acid River

Sonntag, 8. Mai 2022



Dark Millenium
Acid River
Massarce Records
7 Titel • 49:19 min



Als Dark Millenium mit "Midnight In The Void" ihr Comeback gaben frohlockte mein 90er Death Metal Herz, verbunden mit dem innigen Wunsch, es möge doch bitte sehr Fortsetzungen geben. Nun meine Wünsche wurden erhöht und nach "Where Oceans Collide" (2018) liegt mit "Acid River" nun schon das dritte Album der "Neuzeit" vor. Erneut versteht es die Band ein ums andere mal ihr Material zeitgemäß umzusetzen, ohne alte Fans zu verschrecken. Für mich persönlich reicht Acid River nicht ganz an das Niveau der beiden Vorgänger heran - aber ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass dies schon "meckern auf sehr hohem Niveau" ist. Denn auf der anderen Seite ist es äußerst wohltuend nicht einfach 3mal die gleiche Scheibe vorgesetzt zu bekommen. Acid River ist etwas dunkler, düsterer als seine Vorgänger und besticht ebenso durch exzellentes Songwriting und eine bedrückende, astreine Produktion. 8 mal Horns-Up sind daher mehr als angebracht. Jede andere Band hätte noch 1-2 mehr für so ein Album bekommen, aber die Band hat selbst die Messlatte mit den Vorgängern hochgelegt und irgendwie muss man ja differenzieren :)





Final Cry - The Ever-Rest

Samstag, 7. Mai 2022



Final Cry
The Ever-Rest
MDD Records
10 Titel • 38 min



Um ein Haar wäre mir doch dieses Kleinod durch die Lappen gegangen. Kann ja keiner ahnen, dass die Niedersachsen schon 4 Jahre nach dem Vorgänger "Zombique" einen Nachfolger präsentieren - und was für einen! Final Cry gibt es gefühlt seit immer und bereits seit Mitte der Neunziger hat sich die Band einen kleinen aber feinen Namen im Underground gemacht, so dass man schon von einer "Szeneinstitution" sprechen kann. Dabei hat das Quartett seit jeher einen Hang zu fetten Riffs mit viel Melodie und Atmosphäre, wobei es immer die Vocals waren, welchen den jeweiligen Stil geprägt haben. Die Alben mit Mario Reese gingen meist als Power-lastiger Thrash Metal durch, während "Zombique" allein durch die Growls von Gitarrist Eiko eine deutlich Death Metal lastigere Schlagseite hatte. Während sich rein instrumental in allen vergangenen Alben wiederkehrende Trademarks etablierten - und man daher kaum von einem "Stilwechsel" im eigentlichen Sinne sprechen kann - scheint man sich jetzt auch Vocaltechnisch verstärkt dem Death Metal Sound zuzuwenden. Der neue Mann am Mikro jedenfalls gibt dem Ganzen, mit seinen eher den skandinavischen Stilen entlehnten Screams, einen überaus deutlichen Melodic Death Metal Touch, was dem Thema des Albums und der gesamten Instrumentierung mehr als entgegen kommt. Man könnte soweit gehen und sagen "Hier kommt zusammen, was zusammen gehört" und so bietet "The Ever-Rest" 10 Songs (inkl stimmungsvollem Intro+Outro) welche Liebhaber des Mid-Neunziger Sounds mit der Zunge schnalzen lassen. Der Titelsong würde selbst Größen wie At The Gates, frühen In Flames und ebenso frühen Dark Tranquillity zur Ehre gereichen, während das epochale "Ascending The Avalanche" deutliche Black Metal Vibes beinhaltet und zudem mit einer kleinen Maiden Hommage daherkommt. Mit den Thrash Metal Krachern "Seven Summits" und "Into The Whiteout" vergessen Final Cry auch ihre eigenen Roots nicht und somit bietet "The Ever-Rest" einen nahezu vollkommenen Streifzug durch ihr bisheriges musikalisches Schaffen. Bei all der Abwechslung, die über knapp 40 Minuten keine Langeweile aufkommen lässt, gelingt es der Band zudem das Album wie aus einem Guß präsentieren zu können, wozu auch der homogene und erdige Sound einer zünftigen Soundlogde Produktion beiträgt. Die epische Tragweite des inhaltlichen Konzepts wird zudem mit hymnenhaften Refrains nebst Gast Vocals von Herbie Langhans und Börd Wäsche verfeinert. Kurz: Ein Metal Album, welches problemlos im Repeat Modus im Player rotieren kann. Bleibt zu hoffen, dass es der Band nach all den Jahren mal vergönnt ist die Lorbeeren für ihr bisheriges Lebenswerk zu ernten, die sie zweifellos verdient haben. Mit "The Ever-Rest" haben sie jedenfalls nahezu alles richtig gemacht. Dass man dabei nach über dreißig Jahren das Rad nicht neu erfindet versteht sich von selbst, aber zumindest in der Bandeigenen Discography schlägt "The Ever-Rest" ein wohltuend frisches und neues Kapitel auf und befreit sich damit auch ein wenig aus der angestaubten "Alt Metall" Ecke. Volle Punktzahl für ein atmosphärisch packendes, kurzweiliges und mitreißendes Melodic Death / Thrash / Metal Album!











Quasimodo - Cancer City

Montag, 2. Mai 2022



Quasimodo
Cancer City
German Democratic Records
18 Titel • ca 75 min



Im Metal erleben derzeit offenbar viele alte Haudegen so etwas wie ihren zweiten Frühling. Bands, die seit gefühlten Ewigkeiten ein Teil dieser Szene sind, denen aber nie das große Rampenlicht vergönnt war, können - so scheint es - auf ihre alten Tage doch noch ein paar verdiente Lorbeeren als Lohn ihrer jahrelangen Arbeit ernten. Quasimodo gehören nicht zu dieser Kategorie. Also nicht, dass das Berliner Trio nicht auch ins Rampenlicht streben würden und sich dafür ein illustres Ensemble an hochklassigen Gastmusikern zusammen geshoppt hat. Was Quasimodo aber fehlt, ist die Geschichte einer unermüdlich und hart arbeitenden, nie den Durchbruch schaffenden, aber dennoch irgendwie szenerelevanten Band. Auch wenn man in verschiedenen Infoquellen eine etwaige Relevanz, und sei es nur im Ostberliner DDR Metal Underground, versucht herbei zu beschwören, muss man eingestehen dass es auch diese nicht wirklich gegeben hat.
Ich hab Quasimodo Anfang der Neunziger mal als Lokalhelden in einer Kneipe in Berlin Schöneweide gesehen und muß konstatieren, dass die Band in den Jahren davor und danach niemals wirklich diesem Status entwachsen ist. Und das hatte nichts mit Pech, der Wende, oder anderen unglücklichen Umständen zu tun, sondern einen ganz einfachen Grund: Obwohl die Burschen durchaus talentiert im Umgang mit ihren Instrumenten waren, (ich glaube mich zu erinnern das Bassist Roland Czyrny damals noch Gitarre spielte und dieser beim Soundcheck durchaus Solis und Töne entlockte welche die Anwesenden in Entzücken versetzte), verstanden sie es nie ein einigermaßen anspruchsvolles eigenes Songwriting auf die Beine zu stellen. Die eigenen Songs hatten stets den Charme einer angestaubten Kellerkombo auf musikalischem Schülerband Niveau. Ratata, ratata, schrumdibum, schrumdibum, eins zwei drei vier, eins zwei drei vier. Die Existenz in der Bedeutungslosigkeit wurde zudem noch dadurch untermauert, dass die Band selbst auch nicht den Anspruch erkennen ließ dieser zu entrinnen. Musikalisch fehlte eine klare Linie, mal thrashig, mal deutschrockig, zwischenzeitlich aufgelöst und nach einer „Reunion“ im Jahr 2013 vor allem als Coverband unterwegs. Eine von 253638490124 Kapellen die in irgendwelchen Kneipen des Landes die Barkeeperin und die Stammkundschaft unterhalten. Bis man dann irgendwie herausfand, dass … ja was eigentlich… dass man sich mit entsprechenden Szene Kontakten und dem nötigen Kleingeld ein kleines Allstar Projekt zusammenstellen kann, um sich in gehobenem Alter doch nochmal den Traum zu erfüllen irgendwie eine Duftmarke auf der Karte der Metallandschaft zu hinterlassen. 

Letzteres ist Quasimodo am Ende gelungen. „Cancer City“ enthält 18 Tracks, die vor allem durch die Gastauftritte am Mikro herausstechen. So sind es die Vocals von Björn Gooßes (The Very End) beim Titeltrack und im weiteren Verlauf des Albums Stimmen wie Chris Caffrey (Savatage), Gerre (Tankard), John Gallagher (Raven), Ben Jackson (Crimson Glory) und vielen anderen, die durch das Album geleiten und vereinzelt Glanzpunkte setzen. Am Ende ist es genau die Anhäufung all der verschiedenen Stimmen und Interpretationen, die dieses Album anspielbar macht. Was das Songwriting angeht, kann ich mich allerdings vielen Kollegen der schreiberischen Zunft nicht anschließen, denn auch eine Reihe hochklassiger Ausnahmesänger kann nicht kaschieren, dass Quasimodo auch anno 2022 so etwas wie einen „eigener Stil“ vermissen lassen und die Arrangements kaum einfallsreicher und spannender sind als seinerzeit 1991 im Eisenbahner in Schöneweide. Reinhören kann und sollte man ob der sangestechnischen Konstellationen und einer superben Produktion von Jörg Uken/Soundlodge dennoch.

Am Ende wird aber aus einem alten Trabant kein Auto von Welt, selbst wenn man damit noch so prominente Beifahrer durch die Gegend kutschiert.